Page 12 - Kiebitzmarkt Bergen - Journal Herbst 2025
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Rückzugsorte und Schutz Igel
für Igel, Fledermäuse, Auch der Igel gehört zu den tierischen Dauerbewohnern vieler
Gärten. Er ist ein dämmerungs- und nachtaktiver Insektenfresser,
Vögel und Co. der im Herbst bis zu einem Drittel seines Körpergewichts zunimmt,
um genug Energiereserven für den Winterschlaf zu haben. Fehlen
natürliche Unterschlupfmöglichkeiten, wie dichte Hecken, Laub-
oder Reisighaufen, kann ein Igelhaus eine sichere Alternative bie-
Der Herbst ist im Garten eine besondere Zeit, nicht nur für uns ten. Optimal ist ein wettergeschützter Standort im Halbschatten,
Menschen, die die letzten warmen Tage genießen, sondern vor gefüllt mit trockenem Laub oder Stroh. Der Eingang sollte nicht
allem für die Tiere, die hier leben. Für viele Arten beginnt nun direkt einsehbar sein, um den Igel vor Zugluft und neugierigen Bli-
eine entscheidende Phase: Energiereserven werden aufge- cken zu schützen.
füllt, Quartiere für den Winter gesucht und Brutplätze für die
nächste Saison vorbereitet. Wer seinen Garten bewusst gestal- Moderne Igelhäuser werden zunehmend mit einer sogenannten
tet, kann dabei helfen, dass Igel, Fledermäuse, Vögel und viele Rattenklappe, oft auch Klappe gegen Fressfeinde genannt, aus-
andere Arten sicher durch die kalte Jahreszeit kommen. Dabei gestattet. Der Grund dafür ist einfach: Zwar sind Igel durch ihre
spielen speziell angepasste Nistkästen, Überwinterungshilfen Stacheln relativ gut gegen große Räuber geschützt, doch im Inne-
und Schutzmaßnahmen gegen Fressfeinde eine wichtige Rolle. ren eines engen Häuschens können sie weder flüchten noch sich
optimal verteidigen. Außerdem sind Igelhöhlen, in denen regelmä-
ßig Futter angeboten wird, ein starker Anziehungspunkt für ande-
re Tiere wie Ratten, Mäuse, Katzen oder Marder. Ratten etwa sind
nicht nur geschickte Kletterer und Beißer, sondern auch ausgespro-
chene Allesfresser. Sie stehlen nicht nur das bereitgestellte Futter,
sondern können den Igel bedrängen, verletzen oder Krankheiten
übertragen, darunter Parasiten wie Flöhe oder Milben, aber auch
bakterielle Infektionen.
Eine Rattenklappe ist eine mechanische Sperrvorrichtung, die so
konstruiert ist, dass der Igel sie mit seiner Schnauze problemlos
anheben oder aufdrücken kann, während sie für andere Arten ein
unangenehmes oder gar unüberwindbares Hindernis darstellt.
Dies wird durch mehrere Faktoren erreicht:
• Gewicht & Widerstand: Die Klappe ist leicht genug, dass ein Igel,
ohne großen Kraftaufwand öffnen kann. Gleichzeitig ist sie für klei-
nere Tiere wie Mäuse zu schwer und für größere, vorsichtigere Tiere
wie Katzen ungewohnt und abschreckend.
• Eingangsgeometrie: Der Eingang ist so bemessen, dass er für die
gedrungene Körperform des Igels optimal passt, für langgestreckte
Körper wie bei Ratten jedoch unkomfortabel ist. Oft ist der Eingang
leicht abgewinkelt oder durch einen Labyrinthgang ergänzt, was
die Klappe noch wirksamer macht.
• Materialwahl: Wetterfestes, glattes Material wie Siebdruckplat-
ten, beschichtetes Holz oder Kunststoff erschwert es anderen Tie-
ren, die Klappe zu greifen oder hochzuhebeln. Gleichzeitig muss es
so stabil sein, dass ein Marder es nicht einfach aufkratzt.
• Scharniertyp: Häufig werden leichte Metallscharniere oder
Kunststoffbänder verwendet, die die Klappe leichtgängig, aber
gleichzeitig kontrolliert schwingen lassen.
Ein weiterer Vorteil: Die Klappe reduziert Zugluft und hält den
Innenraum des Igelhauses im Winter wärmer und trockener. Das
kann den Energieverbrauch des Igels im Winterschlaf senken und
seine Überlebenschancen erhöhen. Außerdem verhindert die Bar-
riere, dass Regen oder Schnee direkt in den Innenraum gelangen.
In der Praxis zeigen Erfahrungen von Wildtierpflegestationen und
Igelschutzvereinen, dass Igel eine solche Klappe nach kurzer Zeit
instinktiv nutzen, während Ratten deutlich seltener versuchen, in
den Bau einzudringen. Manche Modelle sind zusätzlich abnehm-
bar, sodass sie in Zeiten, in denen kein Futter angeboten wird oder
in Ratten-freien Gärten, auch entfernt werden können.
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