Page 49 - Kiebitzmarkt Bergen - Heimtier 163 Mai-Juni 2025
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        und Jungtiere sind dadurch geschützt. Die meisten Wiesen­
        brüter, wie die Feldlerche, nutzen für die Errichtung des Nestes
        hohes  Gras  zur  Deckung  –  die  dunkel  marmorierten  Eier
        sind auf dem Boden bestens getarnt.

        GEFAHREN DURCH DEN MENSCHEN
        Kurz nach der Geburt oder dem Schlupf besitzen viele
        Jungtiere noch keinen Fluchtreflex. Entweder verlassen sie
        sich auf ihre Tarnung, wie Rehkitze und Feldhasen, oder sie
        sind noch nicht kräftig oder schnell genug, um vor einer
        möglichen Gefahr zu fliehen, wie die Jungvögel vieler Wiesen­
        brüter. Jede Störung verursacht daher bei den Jungtieren nicht
        nur Stress, sondern kann auch dazu führen, dass die Eltern, die
        zumeist in der Nähe verweilen und Nahrung suchen, nicht zu ihnen
        zurückkehren. So ist eine Berührung der Jungtiere durch Menschen
        unbedingt zu vermeiden, denn aufgrund des fremden Geruchs be­
        steht die Gefahr, dass die Elterntiere ihre Jungtiere verstoßen. Fin­
        det man hingegen ein Jungtier, das verletzt oder krank aussieht,
        sollte der zuständige Jagdpächter oder die Jagdpächterin oder eine
        Wildtierauffangstation kontaktiert werden. Ist der Jagdpächter oder
        die Jagdpächterin nicht bekannt, können das für die Region zustän­
        dige Ordnungsamt oder die örtlichen Polizeidienststellen weiter­
        helfen. Die Jungtiere dürfen aber nicht mitgenommen werden, da
        ihre  Pflege,  Versorgung  und  Aufzucht  nicht  nur  großes  Wissen   BRUTZEIT WÄHREND DER GARTENARBEIT BEACHTEN
        voraussetzen, sondern auch ein Verstoß gegen das Bundesnatur­  Mit Verweis auf die Brutzeit der Vögel schreibt das Bundesnatur­
        schutzgesetz und das Jagdrecht darstellen kann.   schutzgesetz vor, dass während der Zeit vom 1. März bis zum 30.
                                                          September das Abschneiden oder Beseitigen von Bäumen, Hecken,
        GEFAHREN DURCH HUND UND KATZE                     lebenden Zäunen, Gebüschen und anderen Gehölzen verboten ist.
        Freilaufende Hunde können für Jungtiere eine erhebliche Gefahr   Lediglich „schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des
        darstellen. So kann das Spielen eines Hundes für Wildtiere mit   Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen“
        enormem Stress verbunden sein, da diese nicht zwischen Spiel,   sind erlaubt. Natürlich muss auch hierbei auf brütende Vögel
        Hatz oder Jagd unterscheiden können. Verantwortungsvolle Hunde­  Rücksicht  genommen  werden.  Vor  einem  schonenden  Pflege­
        halter:innen lassen daher ihren Hund während dieser Phase bei   schnitt sollte daher unbedingt kontrolliert werden, ob dadurch eine
        Spaziergängen im Feld und Wald angeleint.         Beeinträchtigung für Vögel entstehen kann. Ist diese nicht ausge­
                                                          schlossen, ist der Schnitt auf den Herbst zu verlegen.
        Aber nicht nur Hunde, sondern auch Katzen stellen während der
        Brutzeit eine potenzielle Gefahr für viele Vögel und Kleintiere dar.   Wir alle erfreuen uns an der Vielfalt der Natur und suchen dort
        Beim Umherstreifen durch Gärten und Wälder sind vor allem Jung­  Ruhe und Abwechslung vom oftmals stressigen Alltag. Daher sollten
        vögel der Bodenbrüter oder noch nicht flugfähige Tiere durch sie   wir gerade in der Brut­ und Setzzeit den Wildtieren die dringend
        bedroht. Was für die Katze oftmals nur ein Spiel sein mag, endet für   benötigte Ruhe geben und unser Verhalten durch die Einhaltung
        viele Vögel unter Umständen tödlich, da selbst kleinste Verletzungen   weniger Empfehlungen anpassen. Ein kleiner, kostenfreier, aber
        durch die Zähne einer Katze zu schweren Infektionen führen können.   überaus wichtiger Beitrag zum Artenschutz und zum Erhalt der
                                                          Biodiversität.
        Um Vögel zu schützen, können Katzenhalter:innen mit einfachen                             IVH/BNA
        Mitteln vorbeugen. Ein intensives Spiel mit der Katze im Haus kann
        etwa helfen, dass sie weniger Interesse an der Vogeljagd hat. Eine
        langfristig sinnvolle Option ist die Umgestaltung des eigenen
          Gartens, damit dieser den Vögeln nicht nur einen geeigneten Lebens­
        raum,  sondern auch Schutz vor tierischen Jägern bietet. Dornige
          Büsche verschaffen Vögeln eine Versteckmöglichkeit, in die Katzen
        nicht hineinkommen. Auch Nisthilfen, aufgehängt an Bäumen oder
        Fassaden, bieten gefiederten Familien ein sicheres Zuhause. Vogel­
        nester in Bäumen sollten nach Möglichkeit vor Freigängern abg­
        esichert  werden  –  etwa  durch  Brombeerranken,  die  verhindern,
        dass Katzen die Äste hochklettern. Da besonders viele Vögel in
        den frühen Morgen­ und Abendstunden unterwegs sind, kann
          außerdem versucht werden, die Ausgangszeiten der Katze anzu­
        passen, sie etwa morgens ein wenig später ins Freie zu lassen.
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