Page 51 - Kiebitzmarkt Bergen - Heimtier 163 Mai-Juni 2025
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        ist das Gehege zu niedrig? Einige Kaninchen sind echte
        Sportskanonen und können aus dem Stand über einen Meter
        hoch springen. Meister im Tunnelbau sind die Langohren
        sowieso. Da hat sich ein Kaninchen auch im Nu einen Weg
        nach draußen gegraben. Außerhalb des Geheges locken
        nämlich noch jede Menge leckerer Gräser und Kräuter.

        RUHE BEWAHREN
        Sichere als erstes die Ausbruchstelle, damit nicht noch mehr
        Kaninchen die Gunst der Stunde nutzen. Die Artgenossen
        sollten möglichst im Garten bleiben, denn erfahrungsgemäß
        entfernt sich das Kaninchen nicht weit von seinen Kumpeln. Ein
        gut erzogenes Langohr kommt vielleicht auf Zuruf, doch das
        klappt leider nur in seltenen Fällen. Selbst vorbildliche Schüler sind
        oftmals von der neu gewonnenen Freiheit dermaßen überwältigt,
        dass sie gar nicht anders können, als erst einmal eine große Runde
        zu drehen. Wildes Hinterherjagen nützt hier nichts, denn jede
        Wette: Das Kaninchen ist schneller als du. Teste stattdessen die
        Lockmittelmethode. Inmitten von saftigem Grünfutter muss es
        aber schon ein besonderer Leckerbissen sein. Führt das nicht zum
        Erfolg oder entfernt sich das Kaninchen sogar noch weiter, muss
        eine andere Taktik her.

        ZEIT FÜR PLAN B                                   entdeckt, sich heimlich den Bauch vollgeschlagen und hält jetzt
        Ist ein zweites Gehege verfügbar, solltest du es direkt neben dem   ein kleines Nickerchen.
        ersten aufbauen. Stelle einen besonders gern genutzten Unter­  Erkunde vorsichtig das Gelände, damit du das Kaninchen nicht un­
        schlupf hinein und lass die Gehegetür offen. Ansonsten müssen   nötig aufscheuchst. Vergiss nicht, auch die Nachbar:innen zu infor­
        die anderen Kaninchen das Feld räumen. Nun mach einen großen   mieren. Vielleicht hat sich der Ausreißer in ihren Garten verirrt.
        Bogen um den Ausbrecher und nähere dich ihm langsam von hin­  Bleibt  die  Suche  erfolglos,  solltest  du  mehrere  vertraute  Unter­
        ten. Er wird dich genau beobachten und immer wieder ein Stück   schlupfe im Garten aufstellen und sie mit Leckereien bestücken.
        nach vorne ausweichen, um die Distanz zu dir zu wahren. Bricht er   Dann heißt es: abwarten und sich in Geduld üben. Kaninchen sind
        zur Seite aus, passt du deine Position entsprechend an. Vermeide   Gewohnheitstiere und kommen fast immer von alleine zurück.
        hastige Bewegungen und laute Geräusche, die das Tier erschrecken.
        Sobald der Ausreißer in die Nähe des Geheges kommt und ver­  NACHTSCHWÄRMER
        traute Düfte wahrnimmt, rettet er sich in seinen geliebten Unter­  Auch wenn das Kaninchen zum Einbruch der Nacht noch nicht zu­
        schlupf. Denn auch wenn die Freiheit lockt, ist und bleibt der Aus­  rück ist, solltest du die Hoffnung nicht aufgeben. Natürlich lauern
        reißer letztendlich doch ein echter Hasenfuß. Nun rasch die Tür   in der Dunkelheit viele Gefahren, doch ganz wehrlos ist das Lang­
        schließen und die Rettungsmission ist erfolgreich beendet.   ohr nicht. Seine wilden Verwandten müssen tagtäglich ums Über­
                                                          leben kämpfen. Vor allem Kaninchen in Außenhaltung haben sich
        ABGETAUCHT                                        oftmals ihren guten Instinkt bewahrt. Weglaufen und Verstecken
        Doch was tun, wenn das Kaninchen in Panik davongeflitzt und nun   – diese altbewährte Strategie liegt den Tieren im Blut. Sie sind
        völlig von der Bildfläche verschwunden ist? Da hilft nur eine groß­    exzellente  Sprinter,  die  Spitzengeschwindigkeiten  von  bis  zu  40
         räumige Suchaktion. Wahrscheinlich sitzt der Ausrei­  Stundenkilometern erreichen. Zudem können sie unvermittelt
             ßer irgendwo im Gebüsch und rührt sich          Haken schlagen und den Feind durch Zickzackläufe verwirren. Ein
                 nicht. Oder er hat ein Beet mit           sicherer Unterschlupf ist auch rasch gefunden oder das Langohr
                      leckerem Gemüse                       legt selbst Pfote an und buddelt sich ein Höhlenversteck. Ein
                                                            ausgebüxtes Langohr kann also durchaus eine Nacht oder
                                                              länger in Freiheit gesund und munter überstehen. Am Morgen
                                                            geht es meist schnurstracks  zurück zu den Artgenossen  und
                                                            zum gut gefüllten Futternapf. Seine hervorragenden Sinne, allen
                                                           voran sein exzellentes Näschen, weisen dem Ausbrecher den
                                                           Weg.
                                                                                             Esther Schmidt
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