Page 53 - Kiebitzmarkt Bergen - Heimtier 165 Oktober-November 2025
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Nach Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) haben
sich in Deutschland bislang 1 015 gebietsfremde Arten eta-
bliert, unter anderem bedingt durch den Klimawandel und
immer mildere Winter, darunter 449 Tier-, 469 Pflanzen-
und 97 Pilzarten. Mehr als 100 davon sind als invasiv ein-
gestuft. Für die Zukunft wird mit einem starken Anstieg ge-
bietsfremder bzw. invasiver Tier- und Pflanzenarten gerechnet.
Der Umgang mit solchen invasiven Arten, etwa Handels-
und Besitzverbote, wird seit 2014 durch europäische und na-
tionale Gesetze geregelt. Entsprechende Tiere bewusst freizu-
setzen, verbieten etwa das Tier- und das Bundesnaturschutz -
gesetz. Auch bei Heimtieren gilt es, selbst unbeabsichtigtes Frei-
setzen zu verhindern. Dies ist teilweise mit sehr einfachen Vor-
kehrungen möglich.
VÖGEL – VOLIEREN SICHERN
Zu den bekanntesten gebietsfremden Vogelarten in Deutschland
zählen der Halsbandsittich, die Kanadagans und die invasive Nilgans.
Alle genannten Arten stammen von entflohenen oder ausgesetzten
Tieren ab. Leben Vögel in Außenvolieren, ist daher auf Ausbruch-
sicherheit und witterungsbeständiges Material zu achten, auch mit
Blick auf mögliche Schneelasten. Eine Schleuse mit zwei Türen er- der Schwarze Zwergwels. Dazu kommen vier aus Nordamerika
möglicht gefahrloses Betreten und sichert zugleich den Eingang. stammende Flusskrebsarten wie der Kamber- und der Signalkrebs.
Werden die Vögel in der Wohnung, beispielsweise in einem Vogel- Letztere sind besonders problematisch. Sie verbreiten die Krebspest,
zimmer, gehalten, bietet es sich – je nach Vogelart – an, die Fenster eine für europäische Flusskrebse hochansteckende und tödliche
mit Gittern oder stabilem Fliegendraht zu sichern. So bleibt auch Pilzerkrankung.
das Lüften ohne Risiko.
Beim Austausch von Wasser im Aquarium oder Teich sollte dieses
AMPHIBIEN UND REPTILIEN: immer über das Abwasser in die Kanalisation entsorgt werden.
KLETTERKÜNSTE NICHT UNTERSCHÄTZEN Wird es hingegen in bestehende Gewässer eingeleitet, können sich
Bisher kommen in Deutschland nur wenige gebietsfremde Amphi- Laich und Larven von Fischen sowie Teile von Wasserpflanzen aus
bien- und Reptilienarten vor. Ein Beispiel in freier Natur ist der aus dem Restwasser dort ausbreiten. Bei der Haltung von gebietsfremden
Nordamerika stammende Ochsenfrosch. Er wird bis zu 20 Zenti- Fischarten in Außenteichen sollte der Teich gegebenenfalls über-
meter groß und frisst alles, was er überwältigen kann. In den Rhein- netzt werden, damit kein Laich an rastenden Wasservögeln anhaftet
auen in Baden-Württemberg hat er bereits Fuß gefasst und ver- und über diese zum nächsten Gewässer transportiert wird.
drängt die heimischen Arten.
MEIN TIER IST WEG: WAS NUN?
Damit Reptilien und Amphibien, die potenziell invasiv sein können, Sollte doch einmal ein Heimtier ausbüxen, sollte alles getan werden,
nicht aus Terrarien entwischen, sind diese idealerweise in einem um es rasch wieder zurückzubekommen. Bei der Suche ist es wichtig,
gesonderten, abschließbaren Raum untergebracht, dessen Fenster sich ruhig und bedächtig zu verhalten, um das Tier nicht zu er-
mit Fliegengittern sehr wirkungsvoll gesichert sind. Zudem helfen schrecken, denn das vergrößert gegebenenfalls den Fluchtradius.
spezielle Schlösser, unbeabsichtigtes Öffnen der Terrarien zu ver- Das ist vor allem bei Tieren im Freien relevant. Befindet sich das
hindern. Tier noch in den eigenen vier Wänden, werden Fenster und Türen
geschlossen. Sofern das Tier nicht zeitnah gefunden werden kann,
Bei größeren Reinigungsarbeiten empfiehlt es sich, die Tiere kurz- gilt es, das örtliche Tierheim zu informieren, sodass der Ausreißer –
fristig in ein separates Behältnis zu setzen, etwa in eine Faunabox. sollte dieser dort abgegeben werden – zurück zu seinen Besitzer:in-
Darin können die Tiere stressarm und ausbruchsicher die Reinigung nen gebracht werden kann.
ihres Zuhauses abwarten. Ist dies für Amphibien oder Schildkröten BNA/IVH
ein Aquarium, sollte es abgedeckt und der Wasserstand nur so
hoch sein, dass ein Herausklettern unmöglich ist. Auch Außenteiche
für Sumpf- oder Wasserschildkröten müssen passend gesichert
sein, beispielsweise mit einer etwa kniehohen, glatten Mauer.
ZIERFISCHE UND FLUSSKREBSE:
WASSERWECHSEL RICHTIG DURCHFÜHREN
Bisher konnten sich in Deutschland bereits drei invasive Fischarten
etablieren: der Gemeine Sonnenbarsch, der Blaubandbärbling und